Mut zur Veränderung - Zwei Veranstaltungen, zwei Bühnen und eine gemeinsame Botschaft
Mut ist der Anfang von allem. Ob bei der feierlichen Verleihung der Albert-Schweitzer-Medaille an Luisa Neubauer am 14. September oder beim ZEIT WISSEN Kongress „Mut zur Nachhaltigkeit“ am 16. September – es ging um mehr als nur Fakten, Analysen oder Ehrungen. Es ging um Haltung. Und es ging um den Mut, in einer Zeit multipler Krisen für Gerechtigkeit, Ökologie und Menschlichkeit einzutreten. Maria Furtwängler, Co-Gründerin der MaLisa Stiftung, zeigte als Laudatorin und Keynote-Speakerin bei beiden Veranstaltungen eindrucksvoll, wie Mut, Ethik und Gleichstellung in ökologischen wie gesellschaftlichen Fragen zusammengehören. Die MaLisa Stiftung spielt für sie dabei eine zentrale Rolle – als Plattform für Forschung, Medienwandel und Bewusstseinsbildung.
Foto: Phil Dera
Preisverleihung an Luisa Neubauer: „Du lebst Mut“
In der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde die Klimaaktivistin Luisa Neubauer am 14. September mit der Albert-Schweitzer-Medaille geehrt. Ihr aktuelles Buch zur Klimakrise trägt den Titel „Was wäre, wenn wir mutig sind?“. Maria Furtwängler setzte in ihrer Laudatio ein starkes Zeichen für die Verbindung von Ethik, Klimaengagement und feministischer Zukunftsgestaltung.
Sie betonte, dass Neubauer nicht Mut im Sinne von Furchtlosigkeit verkörpere, sondern: „Du lebst Mut – nicht den Mut zur Furchtlosigkeit, sondern den Mut, trotz Angst und Widerständen zu handeln.“ Furtwängler erinnerte daran, dass in einer Welt, die von Rückschritt, Spaltung und politischer Unsicherheit geprägt ist, der ethische Kompass neu ausgerichtet werden müsse – an Werten wie Mitgefühl, Gerechtigkeit und der „Ehrfurcht vor dem Leben“, wie es Albert Schweitzer formulierte.
Zugleich sprach sie von der Arbeit der MaLisa Stiftung, die sie gemeinsam mit ihrer Tochter Elisabeth Furtwängler gegründet hat. Ihr Ziel: Eine freie, gerechte Gesellschaft, in der soziale Teilhabe, Gleichstellung und ökologische Verantwortung miteinander verbunden sind.
ZEIT WISSEN Kongress: Mut zur Nachhaltigkeit – auch in den Medien
Zwei Tage später – anderer Ort, ähnliche Botschaft: Beim 13. ZEIT WISSEN Kongress „Mut zur Nachhaltigkeit“ im Silent Green in Berlin sprach Maria Furtwängler in ihrer Keynote über die Klimakrise, Biodiversität – und die Rolle der Medien, die diese Themen zu wenig sichtbar machen.
Die Zahlen sind alarmierend: Nur 1,8 % der Sendeminuten im deutschen Fernsehen behandeln klimarelevante Themen – 0,2 % Biodiversität. Die MaLisa Stiftung will das ändern. Furtwängler sagte auch:
„Wenn wir bereit sind, Milliarden in Autobahnen, Stromtrassen oder Flughäfen zu investieren – warum nicht auch in Wälder, Moore und gesunde Böden?“
Sie plädierte dafür, Natur als kritische Infrastruktur zu begreifen und sich auch im gesellschaftlichen Diskurs mutig gegen die Trivialisierung von Umweltfragen zu stellen. Ihre Warnung: „Es fühlt sich so an, als hätten wir Zeit gewonnen. Als könnten wir eine Pause bei der Lösung unserer Umweltprobleme einlegen – doch die Natur wartet nicht.“
Zum Abschluss ihrer Rede zitierte sie Thich Nhat Hanh:„Change will happen on a fundamental level, only if we fall back in love with the planet.“
Mut als verbindendes Element
In beiden Reden zog sich ein roter Faden durch Furtwänglers Botschaften: Mut ist nicht heroisch, sondern menschlich. Es geht um den Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Um den Mut, Verantwortung zu übernehmen – in Medien, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft.
Der Kongress selbst zeigte, wie interdisziplinärer Mut konkret aussehen kann: Die Gespräche machten deutlich, dass es neue Blickwinkel, visionäre Konzepte und die Fähigkeit erfordert, über die eigenen Fachgrenzen hinaus zu denken. Wissenschaftlerinnen aus der Klimaforschung stellten innovative Ansätze vor, Unternehmerinnen gaben Einblicke in ihre Erfahrungen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen, Politikerinnen präsentierten praktikable Lösungswege, und Aktivistinnen schilderten ihr Engagement für tiefgreifenden Wandel.
Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt, zeigte, dass mehr Artenvielfalt das Wohlbefinden der Menschen steigert – messbar wie ein Einkommenszuwachs.
Stefanie Hauer, Nachhaltigkeitsexpertin und Gründerin der Innovationsberatung Re:cap, erinnerte: „Die Wirtschaft ist eine Unterabteilung der Natur – nicht umgekehrt.“
Delara Burkhardt, SPD-Europaabgeordnete und Berichterstatterin des EU-Renaturierungsgesetzes, forderte neue Narrative, gerade in einer „Zeit der Machos“.
Claudia Bühler, Projektleiterin im Bereich Moorschutz bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), stellte marktfähige Produkte aus Moorgräsern vor – ein Beispiel dafür, wie Paludikultur regionale Wirtschaft und Klimaschutz verbinden kann.
Dr. Eckart von Hirschhausen, Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen, brachte die Kraft der Natur humorvoll auf den Punkt: „Wer von euch kann Photosynthese?“