Wie Geschichten unsere Zukunft prägen können – Nachhaltigkeit im Film neu erzählen

Im Rahmen der Hamburg Sustainability Week wurde deutlich: Wer die Zukunft gestalten will, muss Geschichten erzählen. Gemeinsam mit der MOIN Filmförderung hat die MaLisa Stiftung ein Panel initiiert, das sich ganz dem Thema nachhaltige Filmproduktion und Future Storytelling widmete. Dabei ging es nicht nur um CO₂-Bilanzen und veggy Catering, sondern um eine viel grundlegendere Frage: Wie können Geschichten unsere Welt verändern?

Geschichten bewegen – und gestalten Zukunft

Christiane Scholz von der MOIN Filmförderung eröffnete das Panel und stellte die grünen Programme der Filmförderung für Hamburg und Schleswig-Holstein vor.

Johanna Langhof, Projektleiterin Klima und Biodiversität der MaLisa Stiftung, machte den Aufschlag mit einem Realitätscheck: „Der Anteil der Sendeminuten, die sich mit Biodiversität beschäftigen, liegt bei 0,2 %. Beim Klimawandel sind es mit 1,8 % etwas mehr“. Sie stellt die

Studie „Klimawandel und Biodiversität: Was zeigt das Fernsehen? Was wollen sie Zuschauer*innen?“ vor, die zeigt, dass Klima- und Biodiversitätsthemen im deutschen Fernsehen noch immer unterrepräsentiert sind – obwohl sich die Zuschauer*innen deutlich mehr davon wünschen. Ein eindrücklicher Befund, der das Panel direkt auf Kurs brachte: Es braucht neue Narrative, die nicht nur die Krisen zeigen, sondern auch das, was möglich ist.

Geschichten des Gelingens statt Endzeitstimmung

„Wir brauchen mehr Geschichten des Gelingens – nur so kommen wir raus aus der Ohnmacht“, brachte es Medien- und Umweltrechtlerin Nicole Zabel-Wasmuth auf den Punkt. Gemeinsam mit Regisseur Lars Jessen hat sie PlanetNarratives  gegründet - Eine Initiative, die Filmschaffende dabei unterstützt, die Zukunft des Planeten in ihren Geschichten unterzubringen. Gemeinsam mit Jan Georg Schütte, Schauspieler und Regisseur, sprachen sie über den Film Micha denkt groß“. Im Mittelpunkt der Geschichte: Wasserknappheit. Die Geschichte schafft es dennoch, ohne das Wort „Klimawandel“ aufzuklären – und entfaltet genau darin ihre Stärke. Statt zu belehren zeigt der Film auf emotionale und humorvolle Weise wie Veränderung möglich ist.

Auch Andrea Schütte, Co-Gründerin von tamtamfilm, knüpfte daran an. Ihr neuer Film Blindgänger“ macht die Auswirkungen von Extremwetter spürbar – emotional, nahbar, ohne moralischen Zeigefinger. Gemeinsam mit Dr. Maike Reinerth von der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF diskutierte sie zudem, wie nachhaltige Filmproduktion konkret aussieht: Von der Energieversorgung am Set bis zur sozialen Nachhaltigkeit im Team.

Nachhaltigkeit vor und hinter der Kamera

Dass Nachhaltigkeit nicht bei Mülltrennung und Ökostrom aufhört, sondern auch faire Arbeitsbedingungen und Teilhabe umfasst, wurde im Panel mehrfach betont.  Schütte und Reinerth, beide Dozierende an Filmhochschulen, betonten die zentrale Rolle: Viele junge Filmschaffende wollen gesellschaftliche Debatten mitgestalten – doch sie brauchen Räume und Strukturen, in denen das möglich ist. Die Branche steht hier in der Verantwortung, Wandel zuzulassen – und aktiv mitzugestalten.

Filmförderung als Hebel für Transformation

Im abschließenden Gespräch diskutierten Malika Rabahallah (Leitung Filmfest Hamburg) und Helge Albers (Leitung MOIN Filmförderung), wie Festivals und Förderinstitutionen den Wandel begleiten können. Beide zeigten sich überzeugt: Wenn Förderkriterien, Sichtbarkeit und Plattformen sich ändern, ändern sich auch die Geschichten, die erzählt werden.

Was wir mitnehmen:

  • Geschichten können Ohnmacht in Handlungsfähigkeit verwandeln

  • Wir brauchen mehr Zukunftserzählungen, die Hoffnung geben – und Mut machen

  • Nachhaltige Filmproduktion endet nicht beim Catering. Sie beginnt mit Haltung.

  • Die Filmbranche profitiert vom Wandel – kreativ, wirtschaftlich und gesellschaftlich

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